Archiv der Kategorie: Aufklärung

Spendenquittung – Stinas Geschichte im WDR Podcast StoryQuarks

Spenderkinder-Mitglied Stina erzählt im WDR Radio-Podcast StoryQuarks vom 28. August 2019 die Geschichte von der 12 Jahre langen Suche nach ihrem genetischen Vater – und die erschreckende Entdeckung, dass es der Arzt war, der ihre Mutter vor 40 Jahren behandelt hat. Stina hatte mit dem Arzt bereits vor vielen Jahren Kontakt aufgenommen, um mehr über ihre genetische Herkunft zu erfahren, er gab jedoch keine Auskunft.

Der Podcast ist sehr anschaulich gemacht, so dass sich hoffentlich auch Außenstehende gut in die Perspektive suchender Spenderkinder hineinversetzen können. Nicht ganz richtig wird es so dargestellt, als habe die Aufbewahrungsfrist bis 2018 nur 10 Jahre betragen. Das ist nicht der Fall. Die 10jährige Aufbewahrungsfrist war auch in der Musterberufsordnung für Ärzte von 1979 als Mindestaufbewahrungsfrist vorgesehen, mit dem Zusatz, dass Daten, von denen man annimmt, dass sie „soweit nicht nach anderen gesetzlichen Vorschriften eine längere Aufbewahrungsfrist besteht. Eine längere Aufbewahrung ist auch dann erforderlich, wenn sie nach ärztlicher Erfahrung geboten ist.“ Die ärztliche Erfahrung hätte eine längere Aufbewahrung geboten. Das Recht auf Kenntnis der Abstammung ist seit den 60er Jahren herrschende juristische Meinung.

Die Sozialarbeiterin und Familientherapeutin Dr. Petra Thorn weist aber auf einen wichtigen Punkt hin, der möglicherweise mit erklären kann, weshalb einige Reproduktionsmediziner zu Samenvermittlung in den 70er und 80er Jahren keine Auskunft geben möchten: Vermutlich haben noch viel mehr Ärzte ihren eigenen Samen verwendet, ein Verhalten, das eindeutig unethisch ist, weil sie eigenmächtig entschieden haben, sich mit einer Patientin ohne deren Wissen fortzupflanzen.

Stinas Geschichte im Audible-Podcast „der Moment“ vom 27. Juli 2019

In der aktuellen Folge des audible-Podcasts „der Moment“ vom 27. Juli 2019 erzählt Spenderkinder-Mitglied Stina die Geschichte vom Tag ihrer Aufklärung im Jahr 2006 bis zum Finden ihres genetischen Vaters 2018.

Anders als in den Zeitungsartikeln in der Zeit und der WAZ zu Beginn dieses Jahres, erzählt Stina im Podcast selbst ihre Geschichte. Dadurch fühlt man sich noch dichter dran am Geschehen und Stinas stets besonnene Reaktion auf emotional sehr schwierige SItuationen, die – wären sie nicht wirklich wahr – surreal anmuten, wirkt umso bemerkenswerter.

Noch ist die Folge nur mit einem Audible-Abo zu hören, wahrscheinlich wird sie aber nach einiger Zeit für alle freigeschaltet. Die ganze Staffel kostet 10 Euro – die anderen Folgen klingen aber auch interessant!

WDR Menschen hautnah „Vater unbekannt – Anonym gezeugt“ (Teil 2) am 4. April um 22.40 Uhr

Die Spenderkindermitglieder Anja und Sunny wurden vor einigen Jahren für den ersten Teil der WDR-Sendung „Menschen hautnah“ begleitet. Daraufhin hat sich Gerald gemeldet, der als junger Mann seine Samenzellen in der Müncher Arztpraxis abgegeben hat, in der Anja entstanden ist. Er ist aufgeschlossen, seine damals entstandenen Kinder kennenzulernen. Auch sonst hat sich in den folgenden Jahren einiges getan.

Am Donnerstag, dem 4. April, wird um 22.40 Uhr der zweite Teil der Dokumentation ausgestrahlt. Neben Anja, Sunny und Gerald kommt auch Spenderkindermitglied Stina zu Wort. Anschließend ist der Beitrag in der WDR-Mediathek abrufbar.

Urteil in den Niederlanden im Fall Karbaat – Spenderkinder dürfen DNA mit der des verstorbenen Arztes abgleichen

Am 13. Februar 2019 ist in den Niederlanden ein spannendes Urteil gefallen: Ein Gericht in Rotterdam hat entschieden, dass Spenderkinder, die davon ausgehen, dass der Reproduktionsmediziner Jan Karbaat selbst ihr genetischer Vater ist, dies nun in einem Abgleich mit seiner DNA überprüfen dürfen. Bislang hatten sich vor allem über DNA-Datenbanken etliche Halbgeschwister gefunden. Der Arzt ist im April 2017 im Alter von 89 Jahren verstorben, seine Frau hatte einen Abgleich mit der DNA des Verstorbenen abgelehnt.

In Deutschland gibt es bisher nicht die Möglichkeit, die genetische Vaterschaft gegen den Willen des mutmaßlichen Vaters zu überprüfen, wenn dieser nicht auch als rechtlicher Vater festgestellt werden soll.  Damit Spenderkinder auch dann über ihre Herkunft Gewissheit erhalten können, wenn sie weiterhin ihrem rechtlichen Vater zugeordnet bleiben möchten, oder wenn sie nach Inkrafttreten des Samenspenderregistergesetzes gezeugt wurden,  fordern wir auch in Deutschland einen allgemeinen rechtsfolgenlosen Anspruch auf Klärung der Abstammung.

19. Halbgeschwistergruppe

Eine weitere Halbgeschwistergruppe aus dem Novum in Essen hat sich gefunden: Spenderkindermitglied Sabrina hatte sich schon vor einiger Zeit bei der DNA-Datenbank FTDNA registriert. Nun wurde ihr eine Halbschwester angezeigt: Melanie, ebenfalls Mitglied bei uns. Sabrina und Melanie haben jeweils noch einen Bruder, so dass sich höchstwahrscheinlich direkt eine Vierer-Gruppe gefunden hat. Die DNA-Überprüfung steht noch aus, aber die optische Ähnlichkeit der Brüder bestätigt die Vermutung.

Obwohl Sabrina schon von anderen Treffern gehört hatte, hätte sie nicht für möglich gehalten, dass sie selbst auch Halbgeschwister findet und freut sich nun sehr über den Doppeltreffer.

Bemerkenswert ist, dass zwischen den Brüdern ein Altersunterschied von etwa einem Jahrzehnt liegt. Möglicherweise handelt es sich bei dem genetischen Vater der Vier also um einen weiteren Langzeitspender.

Interview auf Online-Blog „Solomamapluseins“ mit Spenderkinder-Mitglied Claire am 17. Oktober 2018

Spenderkinder-Mitglied Claire nimmt in einem Interview mit der Betreiberin des Online-Blogs „Solomamapluseins“ Stellung zur Familiengründung von Singlefrauen mit Samen eines Mannes, der nicht auch sozialer oder rechtlicher Vater werden möchte. Im ersten Teil des Interviews schildert Claire ihre eigene Geschichte vom frühen Gefühl „falsch“ zu sein, über die späte Aufklärung bis hin zum Finden ihres genetischen Vaters und einem Gefühl, endlich vollständig zu sein. Im zweiten Teil reflektiert sie diese Form der Familiengründung kritisch:

„auch wenn ein Kind eine wirklich tolle Beziehung zu seiner Mutter hat, so bleibt am Ende doch diese Kränkung, dass der andere Elternteil, von dem man 50 % hat, nicht wirklich an einem interessiert ist oder es sogar ablehnt/ignoriert.“

Und Menschen, die über dieser Form der Familiengründung nachdenken, empfiehlt sie:

„Überlege es Dir gut. Ist das wirklich Dein Weg?

Lerne den Vater Deines Kindes persönlich kennen.

Rieche ihn. Rede mit ihm.

Lerne ihn so gut es geht kennen.

Kannst Du ihn ertragen?

Ist er Dir wirklich sympathisch?
Bedenke, dass Dein Kind viel von ihm bekommen könnte; später vielleicht einmal in Teilen so sein oder aussehen könnte wie er.

Auch könnte es Wesenszüge von ihm haben. Nicht nur Du wirst Dich in Deinem Kind reflektieren. Es sind da auch immer die Facetten des ANDEREN, mit dem Du ein Kind bekommen wirst.“

Vielen Dank an Hanna, die Betreiberin des Blogs, die so ernsthaft interessiert nicht davor zurückschreckt, auch die weniger glänzenden Seiten dieser Form der Familiengründung auf ihrem Blog abzubilden!

Halbgeschwistergruppe aus München ist mittlerweile zu neunt

Im Frühjahr 2016 hatten Manuel und Désirée – beide gezeugt in der Praxis von Dr. Poluda in München – über den DNA-Test Family Finder bei der DNA-Datenbank FamilyTreeDNA (FTDNA) herausgefunden, dass sie Halbgeschwister sind. 2017 kam mit Vera eine weitere Halbschwester dazu. Im Laufe der letzten Monate hatten die drei sechs weitere Halbgeschwistertreffer über die DNA-Datenbanken FTDNA, MyHeritageDNA und 23andMe: mit Lisa und ihrem Zwillingsbruder Matthias, Sarah, Stephanie (die in der Praxis von Dr. Bollmann in München gezeugt wurde), Markus und Fadi. Markus und Fadi haben jeweils noch jüngere Zwillinge als Geschwister, von denen nicht bekannt ist, ob sie denselben genetischen Vater haben. Beide hatten den DNA-Test nur „aus Spaß“ gemacht und nicht damit gerechnet, plötzlich ihre Herkunft und das bisherige Vertrauensverhältnis zu ihren Eltern neu sortieren zu müssen. Zwei der Halbbrüder haben den Kontakt erstmal abgebrochen. Zwischen den anderen besteht ein „gutes ‚familiäres‘ Verhältnis“.

Damit ist die Münchner Gruppe die derzeit größte identifizierte Gruppe von Halbgeschwistern in Deutschland. Der Verdacht, dass es sich bei dem genetischen Vater um einen Langzeitspender handelt, scheint sich zu bestätigen: Zwischen dem ältesten und jüngsten Halbgeschwister liegt ein Altersunterschied von 13 Jahren, die anderen liegen recht gleichmäßig dazwischen. In die Freude über die gefundenen Verbindungen mischt sich auch ein mulmiges Gefühl, wie viele Halbgeschwister dieser Gruppe es noch geben mag.

Loyalitätskonflikt der anderen Art

1. Teil

Leonard hat endlich seinen biologischen Vater gefunden. Zuvor hatte er den auskunftspflichtigen Arzt mehrmals kontaktiert. Dieser verwies immer wieder darauf, dass die entsprechenden Unterlagen nicht mehr vorhanden seien. Nach Ankündigung einer Klage vermittelte der Reproduktionsmediziner Leonard schließlich den Kontakt zu seinem biologischen Vater und es kam zu einem Treffen.

2. Teil

Nach dieser vordergründigen Identifizierung und Begegnung enden viele Berichte von Spenderkindern. Leonards Geschichte geht aber noch weiter: Sein genetischer Vater hatte niemandem in seiner Familie von der Samenspende erzählt und es ist bis heute seine größte Angst, dass jemand aus seiner Familie es herausfinden könnte.
Leonard hatte sich – wie viele andere Spenderkinder – in einer DNA-Datenbank registriert. Dort wurde ihm plötzlich eine Halbschwester angezeigt. Das brachte Leonard in einen sehr unangenehmen inneren Konflikt: Einerseits wollte er die gerade aufkeimende Beziehung zu seinem genetischen Vater nicht gefährden, indem ihn weitere seiner Kinder über die Verbindung zu Leonard identifizierten. Andererseits konnte wohl niemand so gut wie Leonard das Bedürfnis seiner Halbschwester verstehen, zu wissen, wer der eigene genetische Vater ist. Nach großem innerem Ringen traf er sich mit seiner Halbschwester und erzählte ihr, dass er ihren gemeinsamen genetischen Vater kennt. Schließlich willigte der genetische Vater ein, dass Leonard seiner Halbschwester seine Daten weitergab. Um ähnliche Situationen künftig zu vermeiden, hat sich Leonard vorläufig von der Datenbank abgemeldet. Leonard hat Angst, dass sich sein genetischer Vater wieder von ihm abwendet, wenn ihn weitere Kinder über Leonard finden.

Leonards Geschichte zeigt auf, wie wichtig es ist, dass sich Samenspender im Vorfeld ihrer Entscheidung umfassend mit den Konsequenzen ihrer Handlung auseinandersetzen. Es entstehen Menschen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre genetischen Väter kennenlernen möchten. Es ist nicht Aufgabe von Spenderkindern, ihren genetischen Vätern zu helfen, eine Scheinwelt aufrecht zu erhalten, in der es die genetischen Kinder nicht gibt. Wäre es nicht auch Spenderkindern zu wünschen, dass ihre genetischen Väter sie nicht vor anderen verleugnen, sondern zu ihnen stehen?

Weiterer Halbgeschwistertreffer

Ein weiterer Halbgeschwistertreffer ist dank eines zufälligen Treffers in einer DNA-Datenbank zustanden gekommen. Dana, die schon immer wusste, dass sie Spenderkind ist und schon seit ihrer Kindheit gerne Kontakt zu Halbgeschwistern gehabt hätte, hat sich letzten Monat neben FTDNA zusätzlich bei der DNA-Datenbank 23andMe registrieren lassen. Dort war auch ein Halbbruder von ihr registriert, der bis dahin nicht wusste, dass er Spenderkind ist.

Dies ist schon der zweite Halbgeschwistertreffer zwischen Spenderkindern, die in einer kleinen gynäkologischen Praxis in Hamburg-Harburg gezeugt worden sind, in der vor allem in den 1980er Jahren Inseminationen durchgeführt wurden.

Wir zählen ab jetzt nicht mehr einzelne Halbgeschwistertreffer, sondern Halbgeschwistergruppen. Mit dem aktuellen Treffer haben wir mittlerweile 18 Halbgeschwistergruppen, die aus zwei bis sieben Spenderkindern bestehen.

Die letzten Halbgeschwister-Zufallstreffer lassen uns vermuten, dass es teilweise sehr große Halbgeschwistergruppen gibt. Dafür spricht auch, dass es vor Inkrafttreten des Samenspenderregisters zum 1. Juli 2018 keine wirksame Kontrolle darüber gab, wie viele Kinder durch einen Samenspender gezeugt wurden. Leider gibt es auch immernoch keine verbindliche Obergrenze. Aus Erzählungen wissen wir, dass manche Samenspender jahrelang aktiv waren. In den USA sind über die Donor Sibling Registry Halbgeschwistergruppen von 50 bis 100 Menschen bekannt. Viele Spenderkinder freuen sich über Halbgeschwister. Solch große Halbgeschwistergruppen erschweren es aber, die einzelnen Menschen als Individuen wahrzunehmen und wecken eher unangenehme Assoziationen an gewinnmaximierende „Massenproduktion“.

19. Halbgeschwistertreffer – erstmals erfahren deutsche Spenderkinder über DNA-Datenbanken von ihrer Zeugungsweise

Nachdem einige unserer Mitglieder sich in den letzten Monaten auch bei anderen DNA Datenbanken wie 23andme, Ancestry und MyHeritageDNA registriert haben, konnten wir uns in den vergangenen Wochen über einige weitere Halbgeschwistertreffer freuen. Darunter ist auch ein Treffer zwischen vier Halbgeschwistern aus der Praxis Novum in Essen. Nachdem ich seit 2011 in der DNA-Datenbank FamilyTreeDNA registriert war, ohne nähere Verwandte zu finden, habe ich auf 23andme, Ancestry und MyHeritageDNA gleich drei Halbgeschwister in verschiedenen Familien identifizieren können. Meinen Halbbruder konnte ich sogar bereits persönlich kennenlernen. Wir werden sicherlich weiterhin in Kontakt bleiben. Schade, dass ich ihn nicht schon früher kennengelernt habe.

Zwei meiner Halbgeschwister haben von ihrer Zeugung durch „Samenspende“ erst dadurch erfahren, dass ich bei dem jeweiligen DNA-Test überraschend als ihre Halbschwester angezeigt wurde. Solche Fälle waren bisher nur aus den USA bekannt. Es zeigt, dass auch in Deutschland immer mehr Menschen DNA-Tests nutzen. Der Grund hierfür muss nicht unbedingt die Suche nach direkten Verwandten sein, sondern ist manchmal auch ein allgemeines Interesse an der historischen Herkunft der eigenen DNA.

Ich bitte alle Eltern von Spenderkindern, ihre Kinder selbst über deren Herkunft aufzuklären und nicht darauf zu vertrauen, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Es ist eine unangenehme und schwierige Situation, als persönlich fremder Mensch den neu gefundenen Geschwistern vermitteln zu müssen, dass ihr Vater wohl nicht ihr genetischer Vater ist und dass die Eltern ihnen eine so wichtige Information vorenthalten haben.