Durch einen Bekannten kam ich 1983 zu Dr. Mutke, der eine Praxis im Münchner Süden hatte. Beim ersten Gespräch notierte er sich meine körperlichen Merkmale, es fanden allerdings keine medizinischen Tests und Untersuchungen statt.
Ich war seinerzeit Anfang 20 und in permanenter Geldnot, so dass ich natürlich froh war, ein neues „Geschäftsmodell“ gefunden zu haben. Etwa alle 10 Tage kam ich zum Spenden vorbei. Es lief folgendermaßen ab:
Ich bekam einen Code, unter dem ich mich telefonisch melden sollte.
Aus einer Telefonzelle vor der Praxis rief ich an, nannte den Code und betrat anschließend das Spenderzimmer, das einen eigenen Eingang hatte, so dass ich nie jemanden aus der Praxis zu Gesicht bekam. Auf dem Tisch lag das Honorar der letzten Spende. Die Höhe richtete sich nach der Anzahl der Spermien. 100 Millionen entsprach 100 Mark, 150 Millionen 150 Mark usw.
1985 bat mich dann Dr. Mutke ins Sprechzimmer und teilte mir mit, dass er aufgrund einer gesetzlichen Änderung, einer Gesetzesinitiative o.ä. keine Spender mehr benötigt, bzw. dass ihm die Sache zu heiß wurde und er alle Unterlagen über mich vernichten würde.
Wie ich schon erwähnte, war für mich das Geld ausschlaggebend- heute sagt man so salopp: „ich war jung und brauchte das Geld“, aber das trifft exakt den Kern. Gedanken über durch meine Spende entstandener Kinder machte ich mir damals nicht. Erst Jahre später rechnete ich nach und dachte mir, dass die Kinder jetzt das oder jenes Alter erreicht hätten, und dass es schon schön wäre, einige dieser Kinder kennen zu lernen.
So zogen die Jahre ins Land, bis ich dann vor einigen Monaten zufällig einen Fernsehbericht sah, in dem eine junge Frau nach ihrem biologischen Vater und ihrer Identität sucht. Ich meldete mich bei spenderkinder.de, registrierte mich bei Family Finder, wo es bis dato noch nicht zu einem Treffer kam.