Archiv der Kategorie: Medienschau

Thema Samenspende oder Reproduktionsmedizin in den Medien

Gedanken zu dem Frontal21-Beitrag

Prof. Katzorke, Vorsitzender des Arbeitskreises Donogene Insemination, sagt in dem Beitrag, dass der Samenspender bei seiner Spende nur für Sekunden in der Rolle des Erzeugers aufgetreten ist. Aufgrund des Wunsches von Kindern wie mir solle nun auf einmal in die Vaterrolle schlüpfen, obwohl er nie der Vater gewesen ist. Das alles lässt ihn darauf schließen, dass Vaterschaft ein soziales Phänomen ist.

Erstmal reichen für eine Zeugung wohl immer nur Sekunden, egal ob per Spende oder auf dem üblichen Weg. Das kann also keinen Unterschied machen. Prof. Katzorke versteht aber wieder überhaupt nicht, worum es mir und anderen Spenderkindern geht, obwohl ich ihm das schon einmal in einem persönlichen Brief geschildert habe und man es auch hier nachlesen kann. Ich suche keinen Vater, denn ich habe schon einen und möchte eigentlich keinen zweiten. Was ich aber möchte, sind wenigstens Mindestangaben über meinen Erzeuger, meinen genetischen Vater. Ich möchte gerne wissen, wie er aussieht, was er beruflich macht, was ihn interessiert, wer meine genetischen Großeltern waren, ob ich Halbgeschwister habe, ob es vielleicht vererbbare Krankheiten in der Familie gibt …

Für solche Angaben reichen zwei Stunden für einen Brief oder ein Treffen in einem Cafe. Mehr möchte ich nicht – und das geht eigentlich allen Kindern, die ich kenne, genauso. Und ich frage mich: Ist das so viel verlangt? Uns ist sehr wohl bewusst, dass der Spender nicht unser Vater sein wollte. Aber 2 Stunden und ein paar Angaben stören einen Menschen nicht in seinem jetzt vielleicht bürgerlichen Leben mit eigener Familie. Außerdem unterstellt Prof. Katzorke ja geradezu, dass der Spender uns nicht kennenlernen möchte – vielleicht ist er ja auch neugierig?

Und außerdem frage ich mich: sagt Prof. Katzorke das, weil er Spenderkinder wie mich nicht versteht? Oder sagt er es als Abwehrstrategie, weil die meisten Menschen das Entsetzen eines Mannes eher nachvollziehen könnnen, der vor 25 Jahren einmal unter Zusicherung der Anonymität gespendet hat und auf einmal Vater sein soll, als wenn wir nach unserer Identität suchen und deswegen ein paar Angaben haben möchten? Wie gesagt: Vater nein, aber Erzeuger: Ja!

Artikel im Dezember-Heft der Neon

Am 19.11. erscheint der Artikel "Die Eiskinder" von Philip Faigle in der Neon, in dem unter anderem meine Geschichte erzählt wird. Der Journalist hat sehr lange und ausführlich für den Artikel recherchiert. Ich finde das merkt man dem Artikel an und ich hoffe, dass er viele Menschen zum Nachdenken bringen wird und sich vielleicht ein paar andere Spenderkinder melden werden.Stina

Zündfunk – Vater: unbekannt – Radiosendung über Samenspende auf Bayern 2

Der Zündfunk, ein junges Magazin auf Bayern 2, beschäftigt sich heute, am 17.11., zwischen 19.05 und 20.00 mit der Situation von Spenderkindern und der derzeitigen Samenspende-Praxis in Deutschland. Zu Wort kommen Spenderkinder, darunter ich, Ärzte und Samenspender. Alle Nicht-Bayern können sich die Sendung zu der Uhrzeit als Live-Stream anhören. Stina

Artikel in der taz

Heute ist endlich ein schon länger geplanter Artikel über das Thema Donogene Insemination in der taz erschienen, der größtenteils meine Geschichte erzählt und den man hier zumindest teilweise nachlesen kann.

Allerdings steht dort fälschlicherweise, dass mir gerichtlich untersagt wurde, den Namen des Arztes zu nennen, der meine Eltern damals nach ihren eigenen Aussagen behandelt hat. Dies wurde mir nur anwaltlich untersagt, und mir war es nicht so wichtig dass ich es auf eine gerichtliche Entscheidung ankommen lassen wollte. Allerdings frage ich mich schon: welche Berufsehre soll durch die Nennung betroffen sein? Konkretes, gegen ärztliche Standesrichtlinien verstoßendes Fehlverhalten in meinem Fall habe ich ihm nie vorgeworfen. Außerdem hat er die Daten meines Spenders bestimmt auch nicht persönlich entsorgt. Aber ob es moralisch ehrenhaft ist, sehr viel Geld durch Kinderwunschbehandlungen zu verdienen und die Interessen der so gezeugten Kinder nicht zu beachten, ist eine ganz andere Sache. Ich vermute ja eher, dass die betroffene Person nicht möchte, dass eines "seiner" Kinder öffentlich macht, mit seinem Arbeitsfeld nicht einverstanden ist.

In dem Artikel wurde auch leider ausgelassen, dass ich nicht nur zu meinem Vater keinen Kontakt mehr habe, sondern ebenfalls zu meiner Mutter nicht. Ohne den Unterhalt hätte ich leider mein Studium nicht beenden können, und das ist schon sehr wichtig gewesen. Ich freue mich aber sehr darauf, bald endlich mein eigenes Geld zu verdienen.
Stina

Filmausstrahlung Wunschkind ohne Papa im WDR am 19. August

Am Sonntag, dem 19. August 2007 wird von 16.25 Uhr bis 16.55 Uhr im WDR der Film "Wunschkind ohne Papa" von Tristan Chytroschek und Dorothea Marcus gesendet. Der Film begleitet zwei Frauen, die sich nicht in einer festen Beziehung befinden und sich deswegen im Ausland mit einer Samenspende befruchten lassen. tag7 begleitet Sandra und Barbara über mehrere Monate. Wie fühlen sich die Frauen mit ihrer Entscheidung, über einen gekauften Samen schwanger zu werden, dessen Spender sie nie persönlich kennenlernen? Wie wollen sie damit umgehen, wenn ihr Kind ihnen vorwirft, keinen Vater zu haben? Ist ihr so erfüllter Kinderwunsch nicht purer Egoismus? Ein Vorwurf, den Anna, (26), ihrer Mutter heute macht. Erst vor kurzem hat sie erfahren, dass sie durch eine Spendersamenbehandlung gezeugt worden ist – inzwischen sind die Daten ihres biologischen Vaters gelöscht. Niemals wird sie erfahren, wer ihr wirklicher Vater ist.

Anna (nicht mein wirklicher Name) bin ich, und wer mich gerne von hinten oder verschwommen von der Seite sehen möchte, hat hier die Gelegenheit. Ich habe den Teil mit mir schon gesehen und finde ihn sehr gelungen. Deswegen bin ich wirklich gespannt auf den ganzen Film, bei dem sich Dorothea und Tristan wirklich sehr viel Mühe gegeben haben.

Eine Wiederholung wird am 22. August 2007 von 10.45 Uhr bis 11.15 Uhr gesendet.
Stina