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Super Dad Rezension

Am 26.05.2015 lief die deutsche Spielfilmkomödie „Super Dad“ im privaten Fernsehen. Es geht darin um einen Spender, dessen 99 Spenderkinder ihn verklagen und kennenlernen wollen. Im Zusammenhang mit dem Titel kann man leider nicht von einem ernst zu nehmenden Film reden. Im Großen und Ganzen ist er zwar unterhaltsam, entspricht aber in vielerlei Hinsicht nicht der Realität in Deutschland und ist von Stereotypen überfüllt. Als selbst so entstandener Mensch fällt das Lachen schwer. Die Geschichte kommt Ihnen auch bekannt vor? Richtig. Wir kennen eine ähnliche französische Produktion namens Starbuck, der wirklich sehenswert war. Muss man „Super-Dad“ also unbedingt gesehen haben?

Der Spender

Es ist der Spender, wie ihn sich der Großteil der Gesellschaft ausmalt: Ein gut aussehender Macho, der als Student Geld brauchte und kein bisschen Interesse an seinen Kindern hat. Es wurde alles dafür getan, den Spender Mark als eine absolute anti-Vater-Figur zu konstruieren. Der Alkohol fließt in Mengen, ob privat oder beim Fussball, wo er am lautesten schreien kann, Party ist als Barkeeper seine Lieblingsbeschäftigung und Kinder behandelt er schlecht.

Privat hat Mark eine Freundin, der er einen Heiratsantrag macht, wenn auch unspektakulär. Auf ihren Wunsch hin eine Familie zu gründen, erwidert er nur, dass die beiden schon genug Familie seien – Kinder brauche man nicht, und er sowieso nicht. Als seine Verlobte plötzlich schwanger ist, ist er einer Abtreibung gegenüber nicht abgeneigt, so dass der Termin in der Klinik schnell gemacht wird. Erst gegen Ende des Filmes kommt Mark zu einer anderen Meinung und freut sich letztlich auch über seine Zwillinge.

Abgesehen davon, dass ein Spender, der so viel Alkohol trinkt, schon Probleme haben müsste, überhaupt geeignetes Sperma zu haben, wurde wirklich alles daran gesetzt die Vorstellung des „Mr. Big“ so unsympathisch wie möglich zu konstruieren. Auch wenn er eine Entwicklung durchmacht, ist der Film voll von Stereotypen und Meinungen, die einen vermeintlichen Großteil der Gesellschaft widerspiegeln sollen. An dieser Stelle wäre ein Gleichgewicht von Vorurteilen und Realität wünschenswert gewesen. Auch die starken Widersprüche des Spenders sind zu überstrapaziert. So wird von dem Mann, der seinem Spenderkind bei der ersten Begegnung sagt: „Hätte ich einen Sohn haben wollen, hätte ich wohl kaum in einen Becher gewichst“, der „Super Dad“.

Lüge

Um kurz auf das Thema der Verheimlichung einzugehen, ist auch in diesem Film Mark heimlich zur Samenbank gegangen. Niemand wusste von seiner Tätigkeit und auch seine Verlobte soll es auch nach Eingang der Klagen nicht erfahren. Warum? Die Frage wird nicht wirklich beantwortet. Das Prinzip „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß“ scheint vorzuherrschen. Am Ende kommt jedoch immer alles raus und es war eben genau die Lüge, die Marks Freundin enttäuschte. Sie selber solle abtreiben, aber er hat bereits 99 Kinder. Nicht die Tatsache an sich, sondern eben der Umgang damit ist ausschlaggebend für eine kurzzeitige Beziehungskrise. Diese Tatsache unterstützt die Forderung transparent und offen mit der Samenspende umzugehen. Innerhalb einer so entstandenen Familie und auch innerhalb der Familie des Spenders – Spenderkinder wird oft vorgeworfen, durch ihr Auftauchen die Familie zu zerstören. Dabei ist es eben meistens die Lüge der Spender. So reagieren die Frauen verständlicherweise ähnlich, wie Spenderkindern ihren Eltern gegenüber, wenn sie teilweise mehr als 20 Jahre angelogen wurden.

Die Spenderkinder

Unter den 99 Klägerinnen und Klägern lässt sich eine bunte Mischung finden. Neben verschiedenen Hautfarben und Religionen, sind auch wieder behinderte und kranke Menschen dabei. Letzteres entspricht natürlich der Realität, denn auch ein „künstlich gezeugtes Kind“ ist leider nicht frei davon. In Starbuch hatte man gut sehen können, dass genau diese Kinder von den Eltern nicht akzeptiert wurden und eine Enttäuschung darstellten. In „Super Dad“ fehlt es. Interessant und gut ist der Bezug auf Krankheiten, die durch einen Organ- bzw. Knochenmarkspender besiegt werden können. So wird der Spender zum Lebensretter durch seine Knochenmarkspende an eine seiner an Leukämie erkrankten Tochter.

Dass so viele verschiedene Hautfarben und Religionen zustanden kommen ist eher unrealistisch. Denn ein Spender wird dem sozialen Vater angeglichen und auch gerade bei anderen Religionen achten die Paare sehr darauf, dass es die selben sind.

Ein weiterer Junge fiel auf, der von seinem sozialen Vater schlecht behandelt und sogar geschlagen wurde. Mark setzte sich gegen Ende des Film für ihn ein und wagte es sogar, vor dem sozialen Vater zu äußern, dass er der „echte“ Vater sei. An dieser Stelle war die Entwicklung des Spenders endgültig über’s Ziel hinausgeschossen. Denn auch wenn er der „echte“ – wohl leiblich gemeinter – Vater ist, ist er nicht der Papa, der sich über Jahre zu einer sozialen Bezugsperson entwickelte und die Rolle einnahm. Trotzdem zeigt die Beziehung zwischen Kind und sozialen Vater, dass auch ein „Wunschkind“ von seinem Eltern enttäuscht werden kann und die Beziehung zwischen Elternteil und Kind distanziert oder gar nicht vorhanden sein kann. Dieser Aspekt ist in soweit wichtig, da ein so sehr ersehntes Kind nicht das Garant für eine intakte Familie ist. Oft sind diese Probleme sogar durch die Zeugungsweise begründet – so fühlte sich der soziale Vater vom Spender bedroht und empfand eine Konkurrenz. Diese Bedenken sind nicht selten und führen oft zu Missverständnissen in einer Ehe und Familie, was einen offenen Umgang mit dem Thema und eine psychologische Beratung oder Betreuung nur noch stärker begründet. Denn die Angst, dass Spenderkinder einen „neuen“ oder gar „besseren“ Vater suchen entspricht nicht der Realität.

Dass lediglich der Mensch hinter einer Nummer oder eines Pseudonyms gesucht ist, wird in anderen Szenen deutlich. Fragen wie „Warum hast du überhaupt gespendet?“ und vererbte Gemeinsamkeiten wie ein auffälliges Muttermal am Handgelenk begründen die Suche nach dem leiblichen Vater. Mehrmals betonen die Kinder ihren Spender lediglich kennenlernen zu wollen. Trotzdem fällt auf, dass der Spender verklagt wird und nicht der Arzt bzw. die Klinik, die die Daten über die Identität des Spenders bewahrt. Es war nicht ganz deutlich, ob nun der Arzt die Daten rausgegeben hat oder nicht. Wenn dem so wäre, müssten die Spenderkinder ihren Spender nicht verklagen, sondern versuchen mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Es überwiegt jedoch leider durchgehend die Ansicht der Spenderkinder: „Wir sind eine Familie“ – so richtig das auch genetisch sein mag, so falsch und respektlos ist es der eigenen sozialen und damit echten Familie gegenüber. Eventuell entsteht eine Gemeinschaft, aber keine Familie, so wir es im Verein auch sind.

Gesetzliche Situation

Nachdem die Klagen eingingen wurde auch direkt der Arzt der Samenbank kontaktiert. Mark wunderte sich über die 99 Kinder, die doch eigentlich nur 15 sein dürften – und so ist es auch. Obwohl natürlich höhere Geburtenzahlen nicht ausgeschlossen werden können, aufgrund mangelhafter Dokumentation, ist es für eine Komödie natürlich wie gemacht 99 Kinder durch Samenspenden zu haben und dann die Hundertermarke mit privaten Kinder noch zu topen. Nichtsdestotrotz wird deutlich, wie Samenbanken mit Sperma umgehen und wie Kinder „produziert“ werden. Die dadurch entstehende Inzestgefahr wird durch einen Flirt zwischen Tochter und Spender deutlich – wenn auch wieder sehr überspitzt aufgrund des Altersunterschiedes, aber passend für das Genre.

Der Arzt und anscheinend auch die Produzenten gehen jedoch von einer falschen „neuen Rechtsprechung“ aus. In einer Szene zwischen Spender und Arzt behauptet der Mediziner, dass seit einem Urteil am Oberlandesgericht aus dem Jahr 2013, Kinder das Recht hätten ihren Spendern kennenzulernen. Das ist schlichtweg falsch. Aus einer Klage, die geltendes Recht nur umzusetzen versuchte, entsteht keine neue Rechtslage. Bereits 1989 bestätigte das Bundesverfassungsgericht, dass jedes Kind ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung hat. Das ist also nichts Neues. Jedoch wird deutlich, dass wohl erst durch den Medienrummel um das OLG-Urteil die Idee aufkam einen Film dazu zu drehen – Schade, dass es kein erstzunehmender Film werden konnte.

Dass sich Spender und Mediziner sehr angeregt miteinander im Arztzimmer unterhalten zeugt davon, wie parteiisch die Beziehungen wirklich sind. So sehen Ärzte den Spender wohl eher wie einen guten „Geschäftspartner“ und Spenderkinder als „ungewollte Reklamation“. Das Gesetz, durch das sich alle immer in einer vermeintlich sichreren „Grauzone“ bewegten, teilt nun die Parteien in schwarz und weis. Um die Meinung des Filmes zu zeigen hier ein Ratschlag, den Mark von seinem Vater bekam: „Wenn dein Auto geklaut wird und jemand baut damit einen Unfall, musst du ja auch nicht für den Schaden aufkommen.“

Dass sich 99 Kinder von einem Spender finden ist ebenso unrealistisch wie die Tatsache 99 Halbgeschwister zu haben an sich. Im Film wird nicht gesagt, wie sie sich gefunden haben. Da jedoch nur 4% überhaupt von ihrer Entstehung wissen – vor allem in dem Alter – ist es wohl eher eine Wunschvorstellung. Durch ein Register, wie es in den USA existiert wäre es umsetzbar, aber in Deutschland nicht.

Muss man ihn sehen?

Nein, muss man nicht. Es ist ein purer Unterhaltungsfilm, der nur sehr bedingt und bei genauer Betrachtung zum Nachdenken anregt. Wirklich schade, dass die Grundidee geklaut und auch noch schlechter umgesetzt ist. Gerade weil er in Deutschland spielt hätten wir uns einen an die deutsche Rechtslage angepasste Variante gefreut. Nur das Urteil vom OLG zu erwähnen und dann noch falsch auszulegen ist leider enttäuschend. Die Komödie ist völlig überfüllt von Vorurteilen und bringt in Dialogen die teilweise schlimmsten und unreflektiertesten Aussagen überhaupt. Teilweise fragt sich der Zuschauer: „Hat er das jetzt wirklich so gesagt?“

Fairerweise muss gesagt werden, dass der Film wahrscheinlich auch nicht die Absicht hatte eine Frage zu stellen oder für ein gesellschaftlich tabuisiertes und ernstes Thema zu sensibilisieren.

Beckmann mit Sarah am 20.02.

Am kommenden Donnerstag ist Spenderkinder-Vorständin Sarah zu Besuch bei der Talkshow Beckmann. Thema der Runde ist die Bedeutung von biologischen Wurzeln. Die Sendung läuft um 22.45 in der ARD. Sie ist auch in der ARD-Mediathek abrufbar.

Als prominenter Gast der Runde wird Peter Mafay anwesend sein, der seine eigenen Wurzeln in Rumänien suchte und sich heute aktiv mit seiner Stiftung für benachteiligte Kinder einsetzt. Weiterer Gast ist das Findelkind Katharina R., welche zusammen mit ihren Pflegeeltern ihre leiblichen Eltern sucht. Als psychologische Unterstützung ist Dr. phil. Peter Kühn anwesend, der selber adoptiert wurde. Wir sind gespannt!

Treffen mit belgischen Spenderkindern und der niederländischen Organisation FIOM

Am Samstag, den 5. Oktober, waren Leni und Sarah zusammen mit belgischen Spenderkindern bei einem Treffen der niederländischen Organisation FIOM in Hertogenbosch (Den Bosch).

Dort fand der erste persönliche Kontakt von europäischen Spenderkindern statt. Ausgerichtet wurde dieses Treffen von der Organisation FIOM, welche sich für die Situation von niederländischen Spenderkindern einsetzt. Es war interessant sich über die verschiedenen persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Situationen auszutauschen.

Thematisch diskutierten wir über eine gemeinsame, einheitliche DNA-Datenbank, aufgrund der möglichen Verwandtschaften auch über Ländergrenzen hinweg. Weiter ist ein größeres Treffen mit mehr Ländern im kommenden Jahr geplant. Dort sollen dann auch Frankreich, Dänemark, Österreich und England involviert werden.

Wir sind gespannt, wie sich die Zusammenarbeit gestalten wird und freuen uns auf den weiteren Austausch. Dank je wel!

Bayern 1 – auf der Suche nach dem biologischen Vater

Am Sonntag ab 12:00Uhr ist Anja auf dem Radiosender Bayern 1 zu hören. Bei der Sendung „Blaue Couch“ mit dem Titel „Auf der Suche nach dem biologischen Vater“  wird sie von sich und ihrer Suche nach ihrem Spender berichten und thematisiert die Wichtigkeit des Wissens um die eigene Herkunft. Die Sendung kann auch als Podcast nachgehört werden.

Ebenfalls zu Gast ist die Psychologin Dr. Bärbel Wardetzki, sodass eine interessante Gesprächsrunde entstehen wird.

1Live Plan B – Eine Spende fürs Leben

Am 29.07.2013 läuft um 23 Uhr die Reportage „Eine Spende fürs Leben – Wunschkinder von der Samenbank“ auf dem Radiosender 1Live. Cornelia Quoos traf Stina und Sarah aus dem Verein, Eltern von Spenderkindern, sowie Prof. Dr. Katzorke. In seiner Praxis bekam sie einen Einblick in alle Bereiche der Reproduktionsmedizin. Erstmals hat auch Sarahs Spender ein Interview gegeben, auf das man demnach sehr gespannt sein darf. Die Reportage kann man auch als podcast nachhören.

Die Reportage zeigt eine Reise durch die Methode der Samenspende – beginnend bei den Paaren mit Kinderwunsch, hin zur Kinderwunschklinik und ihren Ärzten, bis zu den Menschen und Familien, die daraus entstehen und die Verbindung zwischen Spender und Spenderkind.

 

Prof. Dr. Katzorke zieht enttäuschende Bilanz

In dem Artikel aus der WAZ vom 26.05. relativiert Prof. Dr. Katzorke das Urteil des OLG Hamms und gibt, wie üblich, zu verstehen, dass er nichts von der Suche nach den Spendern hält.

Wie so oft, wird deutlich, dass Katzorke gerne betont, dass es überwiegend Frauen sind, die sich bei ihm melden. Ich finde es eine absolute Unverschämtheit, basierend auf diesem Argument, die Wichtigkeit zu reduzieren und deshalb die Thematik nicht ernst zu nehmen. Will er damit eigentlich sagen, dass wenn sich mehr Männer bei ihm melden würden, er die Intentionen ernster nehmen würde? Mich ärgern seine diskriminierenden Kommentare sehr!

Die Autorin betont deutlich, dass die Rechtslage nicht durchdacht wurde. Sie nennt es einen „Treppenwitz“, dass es ein Recht auf Kenntnis der Abstammung mit 18 Jahren gibt, jedoch die Daten nach 10 Jahren vernichtet werden konnten – die nunmal der Schlüssel zur Abstammung sind. Damit trifft sie die Problematik auf den Punkt und versteht, wieso wir den Ärzten diese Vernichtung zum Vorwurf machen. Auch Ärzte hätten diesen Schluss schon früher ziehen können.

Katzorke sagt aber deutlich, dass er das alles nicht ernst nimmt. Seine Patienten würden von vornherein das Kind nicht aufklären wollen: „Und ein Kind, das nichts weiß, klagt nicht.“ Lieber Herr Katzorke, sie schockieren mich und alle Spenderkinder immer wieder auf’s Neue. Wie können Sie in einem Atemzug aus der Lüge der Eltern so etwas Positives für sich ziehen? Es ist die Aufgabe des Arztes, die Eltern aufzuklären, dass es nicht richtig ist, ein Geheimnis aus der Entstehung des Kindes zu machen. So etwas – immer wieder – in der Presse zu lesen, macht mich unglaublich traurig. Mir tun die Kinder leid, die belogen werden und auch die Eltern, die mit dieser Lüge auch nicht glücklich werden können – jedoch denken, es sei richtig, weil der bekannteste Arzt auf dem Gebiet diese Empfehlung gibt. Aber der Arzt hat seine Ruhe und verdient Geld.

Im nächsten Abschnitt des Artikels geht es um die Konkurrenz der Internetportale, in denen man private Samenspenden beziehen kann. Katzorke hat einen Kundenverlust von 50%. Er sieht in seiner Praxis jedoch Vorteile für kinderlose Paare, denn er suche die Spender passend aus, sodass gewährleistet wird, dass das Kind nicht auffällt. Mir fehlen dazu langsam die Worte. Wäre es nicht ein Argument, dass eine Praxis Beratung bietet und Unterstützung? Dass das Sperma getestet ist? Dass die privaten Samenspender oftmals nur Sex wollen und vor allem die lesbischen Paare und Single-Frauen ausnutzen? All diese Frauen werden leider nicht in den Kliniken behandelt. Ausserdem haben sie oftmals das Bedürfnis, den Spender persönlich zu kennen und in Kontakt zu bleiben. Aber anstatt sich zu verändern und den Zeiten anzupassen, sehen sich die Ärzte an Kunden beraubt. Und das von Prof. Dr. Katzorke, der wie es auch wieder betont wird, eine gesamte Kleinstadt voll Spenderkinder gezeugt hat – ganze 30.000.

Hubertus

Ja, ihr Lieben, meine Geschichte hat nun ein Ende und ich habe meinen Spender gefunden – oder eher er mich? Wow! Ich kann nach wie vor nicht in Worte fassen, wie schön es ist! Ich grinse einfach den ganzen Tag und realisiere noch nicht ganz, dass ich tatsächlich meinen Spender gefunden habe und Nummer 261 zu einer Person geworden ist. Er schrieb mir eine Email nachdem er einen Artikel gelesen hat, in dem er beschrieben wurde. Betreff: Biologischer Vater. Unser Gentest FamilyTree DNA hat es nun bestätigt und wir wissen es jetzt ganz sicher.

Das Urteil hat so polarisiert und so viele Menschen meinten, irgendwelche Kommentare und Bewertungen abgeben zu können, ohne etwas mit dem Thema zu tun zu haben. Dazu kommt dann die Angst, dass alle Recht haben könnten. Mir war die Aussage von Prof. Dr. Katzorke wieder bewusst geworden, in der er behauptet, dass der Spender gefragt wurde und hätte kein Interesse: „Der will nicht“, sagt er ganz trocken.

Wie soll ich also in Worte fassen, wie man sich fühlt, wenn sich der leibliche Vater von sich aus meldet und unglaublich freundlich und offen ist? Versucht es Euch vorzustellen und wenn ihr meint, dass es sich ungefähr so anfühlen wird – dann noch schöner. Glück, Erleichterung und Zufriedenheit. Noch nie war ich so im Reinen mit mir und meiner Entstehung. Alles macht einen Sinn. Alles erscheint richtig und alles hat sich gelohnt.

Für mich persönlich ist es ein sehr großer Erfolg, aber es ist auch von so viel symbolischem Charakter geprägt. Es ist eben nicht so, dass Spender einfach nur Spenden, Geld verdienen und nie wieder daran denken. Mit einer Samenspende spendet man Leben und das ist den meisten auch bewusst. Ich wünschte wirklich, dass jeder das erleben kann, was mir gerade geschenkt wurde.

Vielleicht denken jetzt endlich mehr Spender und Ärzte darüber nach…

 

Lieber Hubertus,
ich danke Dir von ganzem Herzen! Wirklich! Das ist so großartig! So lange habe ich nach Dir gesucht und darum gekämpft und auf einmal bist Du da. Ich war so verzweifelt, habe so viel geweint und trotzdem versucht, nie die Hoffnung aufzugeben! Du widerlegst einfach alle Vorurteile und ich wünsche jedem einen Spender, wie Du es bist!

Sarah

Reaktion auf Focus TV Beitrag vom 27.11.

Die Reportage "Papa aus der Samenbank", die am Dienstag den 27. November auf Sat. 1 lief war in meinen Augen so widersprüchlich, wie es der Titel schon erahnen ließ.
Ich habe gedacht, dass der Fokus auf Spenderkindern läge, die durch eine Samenspende aus Reproduktionskliniken entstanden sind und nicht, dass es ebenfalls um private Samenspenden gehen würde.

Private Samenspenden sind nicht mit jenen aus einer Klinik zu vergleichen. Es kam bei dieser Thematik zu viel die Vorstellung durch, dass beinahe alle privaten Samenspenden durch Geschlechtsverkehr abgewickelt würden, was nicht der Fall ist. Der ausgewählte private Samenspender war ein sehr negatives Beispiel und hat ein ebenso negatives Bild auf die Samenspende im Allgemeinen projeziert. Jegliche Informationen über AIDS oder sonstige Krankheiten fehlten. Die Bechermethode wurde lediglich bei den Samenbanken vorgestellt, jedoch wird diese auch bei lesbischen Paaren verwendet. Ich habe mich derweil auch gefragt, wieso die Frau, die durch private Samenspende ein Kind bekommen hat mit dem Spender Geschlechtsverkehr hatte, obwohl sie lesbisch war. Man sieht, dass schlecht recherchiert wurde und eine Fokussierung auf eins der beiden Thematiken sinnvoller gewesen wäre.

Hingegen war der Spender Frank von der Erlanger Samenbank ein Vorbild. Er ist YES-Spender und somit bereit, seine entstehenden Kinder kennenzulernen, wenn sie es wünschen. Ich fand ihn sympathisch, auch wenn es natürlich immer ein komisches Gefühl ist, mit einem Spender zu reden und seine Intention zu hören.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Erlanger Samenbank als innovativer und positiver dargestellt worden wäre und nicht privaten Samenspenden, sondern anderen Reproduktionskliniken entgegengestellt worden wären, welche bis heute eine ganzheitlich anonyme Methode befürworten. Vielleicht wäre dann meine Klage, die nur kurz angesprochen wurde, deutlicher und verständlicher gewesen. Denn der Zuschauer denkt jetzt, dass alle Spender von Samenbanken offen für die Spenderkinder wären. Eine verwirrende Darstellung.

Ich bin außerdem entsetzt über den Begriff "Papa" im Titel gewesen. Es hätte viel deutlicher rauskommen müssen, dass es eben darum nicht geht. Es geht lediglich um den Spender, den Menschen der die Hälfte von uns ausmacht. Eine Vaterfigur, die auch noch als "Papa" ironisch dargestellt wurde, war einfach fehl am Platz und zeigt wieder, dass die Thematik nicht vollends von den Journalisten hinterfragt oder dargestellt wurde. Mit dem Spender Frank habe ich eine ganze Weile geredet und es gab meiner Meinung nach sehr viele interessante Aussagen von uns, die man hätte verwenden können. Aber es wurde viel geschnitten und so gelegt, wie es zu dem Thema passte.

Im Großen und Ganzen ist es natürlich immer großartig, die Chance zu bekommen, öffentlich und zu guten Sendezeiten die Perspektive von Spenderkindern zu schildern und die Leute zum Nachdenken anzuregen. Dies hat meines Erachtens funktioniert – so oder so. Vielleicht ist es gerade die Sensationsgier, die das Thema polarisieren lässt. Aber, was bei allen Medien wichtig ist: Hinterfragen und Abwägen. Bei zwei Sätzen, die man von mir zeigte, saß ich auch mit offenem Mund vor dem Fernseher, weil es so aus dem Kontext gezogen wurde. Leider auch der letzte Satz, in dem ich zu Frank sage, er habe eine gute Einstellung. Diese Reaktion war nicht auf die vorangegangene Aussage von ihm bezogen, in der er sagt, er könne nicht genau wissen, ob er nicht doch väterliche Gefühle entwickeln könnte und andersherum.

Allgemein fand ich Frank super, weil er ganz klar sagt "JA, ich bin bereit dazu meine entstehende Kinder irgendwann mal kennenzulernen und werde nicht anonym bleiben". Aber genau dieser Satz hat den Journalisten auf seine Aussage wohl gut zu dem Konzept "Papa aus der Samenbank" gepasst, denn väterliche Gefühle kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich denke, dass das auch nicht möglich ist, weil der Spender nunmal ein fremder Mann ist und mein Vater/Papa mein Papa für mich ist, weil er eben schon immer diese Rolle in meinem Leben einnahm. Und das wird auch immer so bleiben. Schade, aber umgehen lässt sich das bei Medien leider nicht immer. Trotzdem danke an Fokus TV, dass dieses Thema behandelt wurde.
Sarah