Genau heute vor einem Jahr haben meine Eltern mir die Wahrheit gesagt. Der Jahrestag war ganz normal, und abends habe ich mich mit zwei Freundinnen getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Als ich nach Hause gefahren bin, habe ich kurz daran gedacht dass vor einem Jahr der schlimmste Tag in meinem Leben war. Daraus kann man natürlich ablesen, dass mir bisher nichts wirklich Schlimmes passiert ist – besser wird es dadurch aber auch nicht. Für mich teile ich die Zeit oft in davor und danach ein, weil sich für mich so viel dadurch geändert hat. Trotzdem bin ich froh, dass ich die Wahrheit weiß, denn nur so kann man meiner Meinung nach selbstbestimmt leben. Außerdem hat es mir die Augen über meine Eltern geöffnet. Zu sagen dass ich es lieber nicht wüsste und alles wie vorher sein soll, wäre ein Armutszeugnis.
Vor einem Monat habe ich den ersten Teil meines Examens geschafft und es ist zum Glück wirklich gut gelaufen. Ich bin sehr froh, denn vor einem Jahr hatte ich wirklich Angst, dass ich es nicht schaffe, weil ich mich so schlecht konzentrieren konnte. Aber es steht noch ein zweites Examen an, und ich muss mir überlegen wie ich ins Berufsleben einsteigen soll. Im Moment habe ich deswegen immer noch keine Lust, den Kontakt mit meinen Eltern wieder aufzunehmen.
Stina