Archiv des Autors: Anne

Jahresrückblick 2017

2017 ist einiges passiert – ein Rückblick:

Allgemeines

Immer mehr Spenderkinder registrieren sich bei unserer DNA-Datenbank Family Tree. 2017 hatten wir mit NEUN neuen Halbgeschwistertreffern mehr Halbgeschwistertreffer als von 2011 (dem Jahr, in dem wir uns für Family Tree entschieden) bis 2017 insgesamt. Es gab auch einen weiteren Spender-Kind-Treffer über die DNA-Datenbank. Leider stellte sich auch heraus, dass wir in der Vergangenheit einen falschen Halbgeschwistertreffer hatten. Wird die Verwandtschaft nur durch die Auskunft eines Arztes über die Spendernummer vermutet, sollte sie mit Hilfe eines DNA-Tests überprüft werden.

Im vergangenen Jahr haben wir die Internetseite neu strukturiert und überarbeitet und dabei spezielle Bereiche für Spender und für Eltern geschaffen. Neu ist unser Flyer für Wunscheltern sowie u.a. Suchprofile und Erfahrungsberichte ehemaliger Spender.

Um den persönlichen Austausch zwischen Spenderkindern zu fördern, gibt es seit Juni acht Regionalgruppen. 2017 fanden zwei deutschlandweite Treffen in Köln und in Berlin statt. Neu ins Leben gerufen wurden zwei Arbeitsgemeinschaften, die „DDR-Spenderkinder-AG“ und die „Spender-Aufklärungs-AG“.

Öffentlichkeitsarbeit

2017 waren wir bei verschiedenen Veranstaltungen als Gäste und auch als ReferentInnen unterwegs:

Bei der Fachtagung „Kinderwunsch? Beratung!“ in Hamburg (Veranstalter: BKiD, mit Unterstützung des BMFSFJ) wurde erstmals die Ausstellung der Fotografin und Autorin Sabrina Lieb „Ein Wunsch, ein Baby, ein Mensch…“ gezeigt. Für diese Ausstellung wurden einige Mitglieder unseres Vereins portraitiert. Die Ausstellung war auch bereits in der Zeitschrift „Eltern“ und dem Magazin „Auszeit“ teilweise abgedruckt und soll weiter wachsen und durch Deutschland wandern, um darauf aufmerksam zu machen, dass Spenderkinder Individuen mit eignen Wünschen und Bedürfnissen sind.

Der Verein Spenderkinder positionierte sich kritisch zur erstmals in Deutschland durchgeführten Verbrauchermesse „Kinderwunsch-Tage“. In diesem Zusammenhang überarbeiteten wir unsere Stellungnahme zur Eizellspende. Auch das restliche Jahr über gab es zahlreiche Medienbeiträge mit Mitgliedern unseres Vereins: im Wochenend Magazin der FAZ, in der Sächsischen Zeitung, in der Welt am Sonntag, in der Süddeutschen Zeitung, im Münchner Merkur, in der Berliner Morgenpost, in der Badischen Zeitung sowie die TV-Dokumentation „Mein Vater, der Samenspender“ in der ARD und die Sendung SWR-Nachtcafé.

Zum Jahresabschluss wurde der Verein Spenderkinder noch in der Datenbank der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) aufgenommen.

Rechtliches

Vier unserer Mitglieder haben Klagen gegen ein Reproduktionszentrum in Essen gewonnen. Dieses muss ihnen daher Informationen über den genetischen Vater geben bzw. muss mehr Anstrengungen unternehmen, um diesen noch zu identifizieren.

Eine Klage gegen einen Münchner Reproduktionsmediziner wurde dagegen in erster Instanz abgewiesen, weil dieser das Gericht überzeugte, dass er lediglich einen (bereits verstorbenen) Kollegen vertreten habe, der verantwortlich für die Behandlung und deren Dokumentation sei.
Das Samenspenderregistergesetz wird zum 1. Juli 2018 in Kraft treten. Ab dann wird es endlich ein Samenspenderregister in Deutschland geben, über das ab diesem Zeitpunkt gezeugte Spenderkinder Auskunft über ihren genetischen Vater erhalten können. Zumindest ab dem 1. Juli 2018 gezeugte Spenderkinder werden nicht mehr in die Situation kommen, dass die Reproduktionsklinik ihnen sagt, dass sie die Daten vernichtet habe oder dass diese „leider“ bei einem Wasserschaden im Archiv verloren gegangen seien. Wir haben dieses Gesetzgebungsverfahren intensiv begleitet und waren als Sachverständige bei zwei Anhörungen im Bundestag, inklusive schriftlicher Stellungnahmen, vertreten.

Das Register ist leider sehr rudimentär konzipiert. Daten von Samenspenden vor dem 1. Juli 2018 werden nicht mit aufgenommen und es kann auch kein Kontakt zwischen Halbgeschwistern vermittelt werden. Eine Kontrolle der Anzahl der durch einen Samenspender gezeugten Kinder ist nicht vorgesehen, obwohl dies nun erstmals möglich wäre. Dennoch ist die Einführung des Gesetzes ein Erfolg, den wir auch dem Einsatz unseres Vereins zuschreiben und der Bereitschaft unserer Mitglieder, ihre Geschichte zu erzählen bzw. ihre Rechte auch gerichtlich einzuklagen.

Der Arbeitskreis Abstammung des Bundesjustizministeriums, der sich seit 2015 mit möglichem Reformbedarf des Abstammungsrechts angesichts reproduktionsmedizinischer Entwicklungen beschäftigt hatte, legte im Sommer seinen Abschlussbericht vor. Wir verfassten dazu eine rechtliche Stellungnahme.

Sonstiges

2017 diskutierten wir im Verein, welche Bezeichnungen wir für den Mann, von dem wir die Hälfte unserer Gene haben, persönlich passend finden – „Spender“, „Vater“, „Erzeuger“, … ? Die Ergebnisse mündeten in die Zusammenfassung auf unserer Homepage.

Filmhinweise: „Die kanadische Reise“ und „Star Wars: Die letzten Jedi“

In den letzten Wochen war ich (Spenderkinder-Mitglied Sven) zwei Mal im Kino und sah zwei Filme, wie sie in ihrer Filmsprache und ihren Genres unterschiedlicher kaum sein können, die sich aber in ihrem Grundthema der Vater-/Elternsuche – und damit auch letztendlich der Identitätsfindung – doch sehr ähneln. Je nach Filmgeschmack gefällt vielleicht der eine mehr, der andere weniger.

Die kanadische Reise“ (Frankreich/Kanada 2016, 98 min) läuft in verschiedenen Programmkinos: Der 33-jährige Franzose Mathieu erfährt auf einmal, dass sein ihm bis unbekannter leiblicher Vater im kanadischen Montreal verstorben ist. Pierre, ein Freund des Vaters, lädt ihn zu einer Reise nach Kanada ein, um Mathieu ein hinterlassenes Päckchen seines Vaters zu übergeben. In Montreal trifft er auf seine beiden neuen Halbbrüder und versucht sich, ihnen anzunähern. Aber Pierre möchte nicht, dass die beiden erfahren, dass ihr Vater einen weiteren Sohn hatte. Mathieu spürt, dass das nicht alles ist, und dass noch eine Menge, auch in Pierres Familie, verschwiegen wird. Er versucht, das Familiengeheimnis selbst zu lüften …

Der Film ist kein Film über Samenspender oder Spenderkinder, so viel sei verraten. Aber der Film schildert sehr, sehr eindrücklich, wie schwer Geheimnisse auf einer Familie lasten können und wie doch nach und nach das Schweigen durchbrochen werden kann. „Die kanadische Reise“ ist ein Film über eine Vatersuche und zugleich über eine Identitätsfindung. Wenn man nichts über seinen leiblichen Vater weiß, bemessen sich die wenigen Dinge, die man über ihn erfährt oder die von ihm hinterlassen werden, völlig neu. Ein altes Stethoskop ist für Mathieu kostbarer als ein teures Gemälde, eine Mütze des Vaters wird scheinbar zum einzigen Vermächtnis.

Aber auch die Bedeutung der plötzlichen Kenntnis über Halbgeschwister schildert der Film anschaulich. Die Freude über nahe Verwandte kann in einem ambivalenten Verhältnis stehen, wenn man mit einigen von ihnen wenig anfangen kann. In den komplexen und komplizierten Familienbeziehungen bestehen dichte Netze zwischen Zuneigung und Abneigung, zwischen Pflichtbewusstsein und Verantwortungslosigkeit, zwischen Geborgenheit und Fremdheit. Und dazwischen spürt der Zuschauer immer wieder das nahezu physisch greifbare Unausgesprochene. Ein Geheimnis, dessen Enthüllung aber auch nicht die Lösung aller kommenden Probleme sein wird …

Star Wars: Die letzten Jedi“ (USA 2017, 152 min) läuft derzeit in den großen Multiplex-Kinos:  Achtung Spoiler: Der nun folgende Text enthält wichtige Details der Handlung.

Der achte Teil der Star-Wars-Filmreihe beinhaltet, wie auch in den anderen Teilen, viele, viele Handlungsstränge innerhalb der großen Science-Fiction-Erzählung. Neben dem Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen der dunklen und der hellen „Macht“, zwischen Widerstand und Unterordnung, Frieden und Krieg sind es die komplexen Hintergrundgeschichten der einzelnen Haupt- und Nebencharaktere, die ein Geflecht an Biographien und Verwandtschaftsbeziehungen entstehen lassen. Die familiäre Herkunft und die eigene Identitätsfindung vor allem der Hauptprotagonisten ist von Beginn an DAS Schlüsselthema der Filmreihe. Eines der bekanntesten Filmzitate aller Zeiten „Luke, ich bin dein Vater“ drückt genau dies aus. Die Offenbarung der Geschwisterschaft zwischen Luke und Prinzessin Leia war ebenso ein Überraschungsmoment wie die Erkenntnis, dass Kylo Ren/Ben Solo der Sohn von Han Solo und Leia ist.

Und auch in „Die letzten Jedi“ sowie in der vorhergehenden Episode „Das Erwachen der Macht“ (2015) ist eine der Hauptantriebskräfte die Suche der Hauptfigur Rey nach ihrer Vergangenheit, nach der eigenen Herkunft, nach der Kenntnis ihrer leiblichen Eltern. Rey wuchs als Schrottsammlerin auf einem Wüstenplaneten auf. Im Alter von fünf Jahren wurde sie dort von ihren Eltern zurückgelassen. Seitdem wartete sie verzweifelt auf deren Rückkehr und auf eine Antwort, warum sie sie damals zurückließen. In der derzeit in den Kinos laufenden Episode möchte Rey das Rätsel um ihre Herkunft endgültig lösen. Und sie erhält eine Antwort, die für sie zwar das Ende ihrer Suche bedeutet, für sie aber weitere Fragen aufwirft.

Rey betritt auf dem Planeten Ahch-To eine Art Orakel-Tempel, in dem sie in einen unendlichen Spiegel hineinschaut. Auf ihre dringlichste Frage, wer sie sei, erhält sie „nur“ die Antwort, dass sie sie selbst sei, sie ohne Anfang und ohne Ende sei. Sie findet dort also nicht die ersehnte Antwort nach ihren Eltern. Stattdessen findet sie sich und ihre Fähigkeit, mit der „Macht“ in Kontakt zu treten. Erst einige Szenen und etliche Lichtjahre entfernt versucht Kylo Ren, Rey zu überzeugen, sich ihm, also der „dunklen Seite der Macht“ anzuschließen. Er provoziert sie und lockt sie mit der Antwort auf ihre dringlichste Frage, nämlich die nach ihren Eltern. Rey widersteht dieser Verlockung woraufhin Kylo ihr voller Häme offenbart, dass Reys Eltern einst ihr Kind verkauften, um sich von dem Geld Alkohol kaufen zu können.

Die Antwort auf diese wichtige und handlungstreibende Frage enttäuschte viele Fans der Filmreihe, denn sie erhofften sich eine ähnliche komplexe Herkunftsgeschichte wie die von Luke Skywalker. Aber Reys Eltern sind niemand von Bedeutung. Reys Geschichte ist das Gegenteil einer Offenbarung und Entdeckung einer „edlen“ und machtvollen Herkunft. Trotz ihrer Herkunft aus „einfachen“ Verhältnissen spürt sie die „Macht“ und kann mit diesen Kräften umgehen. Und das ist die eigentliche Botschaft des Films: Es ist wichtiger, sich zu finden und seine Fähigkeiten zu entdecken, statt sich in der Suche nach seiner Vergangenheit zu verlieren und an ihr festzuhalten. Jeder kann irgendwas Besonderes an sich haben, gleich welcher Herkunft er ist. Rey erbte von niemanden ihre Fähigkeiten, sie ist kein Mitglied einer der großen Weltraum-Familien. Sie ist nur scheinbar ein „Niemand“, denn ihre Herkunft ist für sie befreiend. Die dramaturgische Entscheidung ist von großer Reichweite: Reys Wunsch genau zu wissen, wer ihre Eltern waren, wird nicht erfüllt. Sie bekommt nicht diese eine Antwort. Und vor allem liegt auch die Betonung auf waren. Sie wird ihre Eltern nie mehr finden, denn sie liegen in einer Wüste begraben. Stattdessen bekommt sie die Stärke, sich selbst zu definieren. Sie weiß nunmehr, wer sie ist und was sie kann, da sie sich über die Suche nach ihrer Vergangenheit selbst gefunden hat. Die Kernbotschaft des Films sehe ich darin: Es ist egal, woher Du kommst, was Dein Ursprung ist. Denn auch Du kannst etwas bewirken und Deinen eigenen Weg gehen, indem Du Dich nicht abhängig von Deinen Eltern, von Deiner Vergangenheit machst.

Autor: Sven

17. Halbgeschwistertreffer

Nach Treffern in Berlin und München können wir von einem weiteren Halbgeschwistertreffer aus Essen berichten. Spenderkindermitglied Jan war bereits vier Jahre lang in der DNA-Datenbank FamilyTreeDNA registriert, als ihm Ende November ein Treffer mit Zwillingen angezeigt wurde. Die drei haben sich bereits getroffen und sind noch ganz überwältigt von der plötzlichen verwandtschaftlichen Erweiterung.

Jan möchte allen Mut machen, die auch schon länger registriert sind und noch keinen Treffer hatten: Je mehr Spenderkinder sich registrieren, desto wahrscheinlicher werden Treffer. Im Jahr 2017 hatten wir insgesamt so viele Halbgeschwistertreffer wie in allen Jahren vorher zusammen.

16. Halbgeschwistertreffer und 3. Spender-Kind-Treffer über FTDNA

Als Svenja vor einigen Monaten erfahren hatte, dass sie durch eine Samenspende entstanden ist, entschied sie sich, den DNA-Test FamilyFinder zu machen. Sie hatte die leise Hoffnung, auf diese Weise vielleicht Halbgeschwister oder sogar ihren genetischen Vater zu finden. Einige Wochen später sollte sich ihre Hoffnung erfüllen: Svenja wurden auf Anhieb zwei direkte Verwandte angezeigt, ein Halbbruder und ihr genetischer Vater. Svenja kann ihr Glück noch kaum fassen. Sie steht mit beiden in Mailkontakt und ein erstes Treffen mit ihrem genetischen Vater fand bereits statt.

Vor viereinhalb Jahren fanden sich Svenjas genetischer Vater und ihr Halbbruder ebenfalls über FTDNA.

Die Chance, genetische Verwandte zu finden, steigt, je mehr Spenderkinder und ehemalige Samenspender sich bei FTDNA registrieren lassen. Ein großer Vorteil dieses DNA-Tests liegt darin, dass man sich auch mit einem Pseudonym registrieren lassen kann und nach einer einmaligen Gebühr von etwa 59 US-Dollar nebst Porto keine weiteren Kosten anfallen. Wir möchten den Test daher allen Spenderkindern und ehemaligen Samenspendern (oder Angehörigen von Samenspendern), die noch nicht registriert sind, sehr ans Herz legen, um weitere Verbindungen identifizieren zu können.

15. Halbgeschwistertreffer

Wir freuen uns über einen weiteren Halbgeschwistertreffer aus der Praxis von Dr. Poluda in München, den der DNA-Test FamilyFinder identifiziert hat: Manuel und Désirée hatten ihre Verbindung bereits vor anderthalb Jahren entdeckt – nun haben sie mit Vera eine weitere Halbschwester gefunden.

Zwischen Manuel und Désirée liegt ein Altersunterschied von gut 9 Jahren. Damit kam die Frage auf, ob denn der Spender über einen so langen Zeitraum gespendet habe. Vera liegt mit sieben Jahren Altersunterschied zu Manuel zwischen den beiden. Das bestärkt die Vermutung, dass es sich bei dem genetischen Vater der drei um einen Langzeitspender handelt.

Bei mehreren Halbgeschwistern kommt der Aspekt dazu, mit jedem Halbgeschwister auch mehr und mehr über den Spender zu erfahren: Während Manuel und Désirée dunkelhaarig und braunäugig sind, ist Vera – ganz anders als ihre Mutter – blond und blauäugig.

Thema „Der Herkunft auf der Spur“ in der Sendung NACHTCAFÉ am 01. Dezember 2017 im SWR

Am 1. Dezember wurde in der Sendung NACHTCAFÉ zum Thema „Der Herkunft auf der Spur“ diskutiert. Der Beitrag ist in der Mediathek abrufbar.

Unter anderem dabei waren Spenderkindermitglied Christiane Dollmann, ein privater Samenspender und die Psychologin Irmela Wiemann. Der Moderator Michael Steinbrecher führte sehr einfühlsam das Gespräch. Der „Samenspender“, der aus Geldnot zu seiner Tätigkeit kam und mittlerweile 80 Kinder gezeugt habe, veranlasste zu einigen Fragen dahingehend, wie wohl die Kinder die Situation künftig erleben mögen und welche Verantwortung beim Kinderzeugen bleibt, auch wenn die alltägliche Versorgung des Kindes an andere abgegeben wird. Psychologin Irmela Wiemann sprach sich auch bei privaten Samenspenden für eine Obergrenze von Kindern pro genetischem Vater aus. Sie wies darauf hin, dass es eine tiefe Kränkung für ein Spenderkind sei, wenn der genetische Vater um des Geldes willen Samen abgegeben habe, von dem Kind als Person aber nichts wissen wolle.

Christiane Dollmann (ab 1:02:00) wurde am 1. Oktober 1983 in Wiesbaden in der Praxis von Dr. Schrapper mit dem Samen eines unbekannten Mannes gezeugt. Bislang konnte sie nicht herausfinden, wer ihr genetischer Vater ist. Was in der Sendung nicht gesagt wurde, aber hier ergänzt werden soll: Es gab eine Mitarbeiterin in der Praxis von Dr. Schrapper, die die Gespräche mit den Spendern geführt hat. Leider erinnert sich der Arzt nicht an den Namen der Mitarbeiterin. Vielleicht erinnert sich jemand anderes daran, wer diese Mitarbeiterin war? Diese Frau aus Wiesbaden könnte Christiane möglicherweise einen Schritt weiter helfen. Für Christiane war die Sendung eine ganz besondere Situation, auch, weil sie darin zum ersten Mal von ihrer Geschichte erzählte, über die sie bisher auch mit Freunden nicht gesprochen hatte.

Dokumentation „Mein Vater, der Samenspender“ am 03. Dezember 2017 in der ARD

Am 3. Dezember 2017 wurde in der Sendereihe „EchtesLeben“ in der ARD die Dokumentation „Mein Vater, der Samenspender. Auf der Suche nach einem Unbekannten“ von Julia Kaulbars ausgestrahlt.  Der Beitrag ist in der Mediathek abrufbar.

„Jörg Seerig sucht seinen Vater – ein anonymer Samenspender, der unauffindbar scheint. Die Fragen, von wem er die Hälfte seiner Gene geerbt hat, was seinen Charakter ausmacht, was ihn mit geprägt hat, bohrt in ihm wie ein inneres Loch.“ Jörg Seerig beschreibt sehr anschaulich, was bei der Suche in ihm vorgeht und vermittelt eine Ahnung von der ethischen und psychologischen Vielschichtigkeit des Themas. Bemerkenswert sind auch die reflektierenden Äußerungen des sehr menschlichen ehemaligen Reproduktionsediziners, der sein Handeln als junger Arzt heute kritisch sieht. Er spricht aus, was in dieser Dokumentation mehr als deutlich wird: Dass die moralische und psychologische Tragweite dieser Form der Familiengründung noch viele Fragen offenlässt.

Eine kleine rechtliche Ergänzung: Das Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft wurde in dem Urteil 1989 lediglich bestätigt, nicht geschaffen. Es ist herrschende juristische Meinung seit spätestens der 60er Jahre. Auf dieses Recht wurde bereits 1970 im Deutschen Ärzteblatt hingewiesen.

Am 3. Februar 2018 folgt ein weiterer Beitrag von Julia Kaulbars zum Thema Samenspende. Darin kommen ein weiteres Spenderkind, ein Samenspender, Experten und Reproduktionsmediziner zu Wort.

14. Halbgeschwistertreffer: Erster Halbgeschwistertreffer aus Berlin

Was lange währt, wird endlich gut. Fast vier Jahre nachdem sich Spenderkindermitglied Sunny bei unserem DNA-Test Family Finder registriert hatte, wartete eine Überraschung auf sie:

Fariba aus Kalifornien, USA, hatte erst dieses Jahr im August erfahren, dass sie ein Spenderkind ist. Nach einigen Recherchen fand sie heraus, dass der behandelnde Arzt Dr. Lübke aus Berlin war, der die Inseminationen im Auguste-Viktoria-Klinikum vorgenommen hat. Bisher gab es nur ein einziges Spenderkind, von dem wir wissen, dass es ebenfalls durch ihn gezeugt wurde: Sunny, die bereits seit 2013 im Verein und beim Family Finder registriert ist.

Zwei Monate später kam die Bestätigung des DNA-Abgleichs, dass tatsächlich ein direkter Verwandschaftsgrad besteht – was für ein Zufall und eine schöne Bereicherung für die beiden Schwestern. Auch wenn ein Treffen bei der Entfernung erst einmal nicht möglich ist, stehen beide in regem Kontakt und freuen sich darüber, sich gefunden zu haben.

13. Halbgeschwistertreffer – 2. internationaler Treffer

Vor einem Jahr hatten wir über einen Treffer von insgesamt fünf Halbschwestern berichtet. Dann hatte sich herausgestellt, dass eine mit den anderen doch nicht verwandt ist – nun haben die vier Halbschwestern über den DNA-Test Family Finder einen Halbbruder gefunden.

Wie sich herausstellte, ist er in der Schweiz gezeugt worden. Eine der Halbschwestern wurde in den Niederlanden gezeugt. Damit konnten wir bestätigen, dass offensichtlich Spermien auch aus Deutschland international, zumindest in die Schweiz und in die Niederlande, verschickt wurden.

Der Treffer wäre beinahe nicht aufgefallen, hätte Nicole nicht zufällig wieder auf ihre Trefferliste bei FamilyTreeDNA geschaut. Sie staunte nicht schlecht, als sie den Halbbruder dort angezeigt fand. FTDNA hatte sie und ihre Halbschwestern nicht wie sonst per E-Mail benachrichtigt, weil der Halbbruder den DNA-Test bei Igenea gemacht hatte, die eine Kooperation mit FTDNA haben. Deswegen wurde der Treffer nur angezeigt, es gab aber keine Mitteilung. Deshalb ein Tipp an alle, die bei FTDNA registriert sind: Schaut gelegentlich in eure Trefferliste rein!

„Falscher“ Halbgeschwistertreffer – DNA Test auch bei Spendernummer empfehlenswert

Erfreulicherweise erfahren inzwischen immerhin einige unserer Mitglieder von dem Arzt oder der Samenbank den Namen ihres genetischen Vaters sowie dessen Spendernummer. Über die übereinstimmende Spendernummer haben sich bereits zwei Halbgeschwisterpaare in unserem Verein getroffen (Christin und Christina sowie Laura und Alexandra). Das dachten wir jedenfalls. In Wirklichkeit waren Christin und Christina keine Halbgeschwister, weil entweder der Samenbank oder dem behandelnden Arzt ein Fehler bei der Spendernummer unterlaufen ist. Beide hatten ihre vermeintliche Verwandtschaft zuerst nicht über unseren DNA-Test Family Finder oder einen anderen DNA-Test überprüft.

Dass die Spendernummer möglicherweise nicht richtig ist, kam folgendermaßen heraus: Als Christin sich bei unserem DNA-Test Family Finder registrierte, hatte sie einen Treffer mit drei weiteren Halbschwestern. Die Freude war zuerst groß über unsere Gruppe von insgesamt also fünf Halbschwestern, auch, weil sie zwei Mitglieder betraf, bei denen die Klinik behauptete, sie hätte keine Unterlagen mehr. Für sie hätte es bedeutet, über die Verbindung mit einem Spenderkind, bei dem der Spender noch zugeordnet werden konnte, doch noch Informationen über ihre Abstammung zu erhalten. Christina hatte den Spender ein Mal getroffen und konnte den anderen daher auch einige Informationen zu ihm geben. Zweifel kamen jedoch auf, als das Alter des Spenders mit dem der ältesten der vermeintlichen Halbschwestern abgeglichen wurde: Es hätte bedeutet, dass der Spender schon mit 17 Jahren angefangen hatte zu spenden. Minderjährige Spender zu rekrutieren, trauten wir der Samenbank nicht zu. Schließlich machte auch Christina den Family Finder-Test, und der zeigte: keine Verwandtschaft zu Christin und den anderen. Ob der Fehler bei der Samenbank oder dem behandelnden Arzt liegt, ist fast zwanzig Jahre später kaum feststellbar. Anders als der behandelnde Arzt von Christins Eltern, behauptet die Samenbank, die Zuordnung für Vorgänge vor dem Jahr 2007 nicht mehr vornehmen zu können.

Besonders hart war diese falsche Information natürlich für Christin, die jahrelang geglaubt hatte, dass sie weiß, wer ihr genetischer Vater ist und dass Christina ihre Halbschwester ist. Was bleibt, ist auf der einen Seite, dass Christina weiß, wer ihr genetischer Vater ist, bislang aber doch keine Halbgeschwister gefunden hat, und auf der anderen Seite eine Gruppe von vier Halbschwestern, deren genetischer Vater weiterhin unbekannt ist.

Um solche Fehler auszuschließen, empfehlen wir allen Spenderkindern, die die Spendernummer ihres biologischen Vaters erfahren haben, die Verwandtschaft mit dem Spender sowie Halbgeschwistern auch tatsächlich mit einem DNA-Test, zum Beispiel den von uns empfohlenen DNA-Test Family Finder, überprüfen zu lassen. Der Test kostet inzwischen für unsere Mitglieder nur noch 59 USD plus Versandkosten. Für ältere Spenderkinder, bei denen die Klinik behauptet, keine Zuordung mehr vornehmen zu können, kann die Eintragung außerdem bedeuten, dass sie über ihre jüngeren Halbgeschwister doch noch Informationen über ihren genetischen Vater erhalten können.